Andre Alexis Fünfzehn Hunde
Fünfzehn Hunde
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Andre Alexis Fünfzehn Hunde

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Ich habe mit all den anderen gesprochen, sagte Atticus. Um zu leben, wie wir leben sollen, muss es Veränderungen geben. Einige können bleiben. Andere müssen gehen.

Was ist mit dem schwarzen Hund?, fragte Frack.

Er ist keiner von uns, antwortete Atticus. Er muss verbannt werden.

Es wäre besser, ihn zu töten, sagte Max.

Das denkst du nur, weil er dich bestiegen hat, sagte Frick.

Nein, sagte Atticus, der Hund hat Recht. Den schwarzen zu vertreiben, wird nicht leicht sein. Einige Hunde stehen treu zu ihm. Ich will ihn nicht töten, aber es wäre schwierig, wenn er bliebe.

Was ist mit der Hündin mit der hohen Vagina? fragte Max.

Sie favorisiert den schwarzen Hund, und sie ist zu stark, sagte Atticus. Wir müssen sie loswerden.

Lass sie die kleine Hündin mitnehmen, sagte Max.

Wie ist es mit Regeln?, fragte Frack.

Es wird zwei geben, antwortete Atticus. Nur noch richtige Hundesprache und keine andere Lebensweise als die von Hunden. Wir werden leben, wie wir leben sollen.

Ohne Herren?, fragte Frick.

Wir werden keine Herren haben, sagte Atticus. Hunde ohne Herren sind die einzig wahren Hunde. Drei müssen gehen: die große Hündin, der schwarze Hund und der, der Worte auf so seltsame Weise benutzt. Wenn sie erst einmal weg sind, können wir leben, wie wir es sollen.

Wirst du den schwarzen Hund herausfordern?, fragte Max.

Nein, sagte Atticus. Wir müssen alle drei auf einmal loswerden. Wir werden schnell sein und tun, was getan werden muss, bevor die übrigen Hunde Partei ergreifen oder die Sache schwierig machen.

Wann?, fragte Frick.

Heute Nacht, sagte Atticus.

Und auch wenn es nicht die wahre Hundeart war, so arbeiteten sie ihre Strategie bis aufs letzte Detail aus, wobei das letzte Detail der Überlegung galt, was sie tun würden, falls ihr Versuch scheiterte.

Prince hatte ein weiteres Gedicht aufgesagt:

The light that moves is not the light.

The light that stays is not the light.

The true light rose countless sleeps ago.

It rose, even in the mouth of birds.

Das Licht, das sich bewegt, ist nicht das Licht.

Das Licht, das bleibt, ist nicht das Licht.

Das wahre Licht ging unzählige Nächte zuvor auf.

Auf ging es sogar in dem Schnabel von Vögeln.

Max wollte ihn auf der Stelle töten.

Nachdem die Hunde über das Gehörte noch einmal nachgedacht hatten, gingen die meisten zu ihren Schlafplätzen in dem Versteck und schliefen sofort ein, als ob Princes Worte sie eingelullt hätten. Nicht jedoch Atticus. Er hatte Majnoun zu einer weiteren Unterredung draußen im Park eingeladen. Dann hatten sich Frick und Frack, als alles ruhig in ihrer Unterkunft und nur noch das kurze Atmen der Schlafenden zu hören war, von ihren Plätzen erhoben. Frick trottete geräuschlos dorthin, wo Bella und Athena schliefen, packte Athenas gedrungenen Körper mit seinen Kiefern, biss hart zu und verschwand mit ihr. Trotz Athenas erstickten Schreis wachte keiner der Hunde auf. Eine Weile später stupste Frack mit seiner Schnauze den Kopf der schlafenden Bella.

Sie haben die kleine Hündin genommen, sagte er.

Bella erwachte langsam aus dem Schlaf, aber als sie sah, dass Athena weg war, war sie sofort hellwach und verstand Fracks Worte.

Wohin haben sie sie gebracht?, fragte sie.

Ich weiß nicht. Mein Bruder ist ihnen nachgelaufen. Ich bringe dich dorthin, wohin sie sind.

Wohin er sie brachte – wohin sie rannten –, das war eine Straße neben dem Park: Bloor Street. Die Straße verlief über einen Hügel, und obwohl es Nacht war, war sie sehr belebt. Kolonnen von Autos kamen schnell den Hügel hinunter, dann nichts, und dann wieder schnelle Autos. Etwa in der Mitte der Steigung stand Frick auf dem Bürgersteig im Licht einer Straßenlaterne. Er schaute auf etwas auf der anderen Seite der Straße.

Als sich Bella und Frack näherten, sagte er:

Da ist sie. Kannst du sie sehen? Sie ist unter dem Licht.

Bella konnte nicht deutlich sehen, aber dort auf der anderen Seite der Straße schien etwas unter der Laterne zu sein. Die Straße war bedrohlich, aber soweit es Athena betraf, war Bella nicht vorsichtig. Sie hätte alles getan für dieses eine Wesen auf der Erde, dem sie treu ergeben war. Tatsächlich wäre sie auf der Stelle über die Straße gelaufen, hätte Frack nicht gesagt:

Warte! Mein Bruder wird hinauf auf den Hügel gehen und bellen, wenn das Licht wechselt und es sicher ist, hinüberzugehen.

Bella wartete unruhig, sprang hin und her und versuchte verzweifelt, Athena auf der anderen Straßenseite zu sehen.

Lauf los, sagte Frack, es ist sicher.

Aber es war nicht sicher. Fricks Timing war perfekt. Bella hatte noch nicht ein Viertel der Straße überquert, als sie von einem Taxi überfahren und getötet wurde. Die Morde an Athena und Bella waren perfekt ausgeführt worden.

Als sie sicher waren, dass Bella tot war – ihr Körper lag regungslos auf der Straße, Menschen liefen herbei –, kehrten Frick und Frack zurück in ihr Versteck, wo sie wie vereinbart Max und Prince erledigen würden, um anschließend Atticus bei der Tötung von Majnoun zu helfen.

Es hätte keine Komplikationen geben sollen. Max hatte den Auftrag, Prince zu bewachen. Und das hatte er getan, auch wenn er sich kaum zurückhalten konnte, den räudigen Mischling, der ihn erniedrigt hatte, zu beißen. Max hatte sich langsam und leise an Prince herangepirscht und lag nahe genug, um sein gelegentliches Schnauben und Winseln zu hören. Prince konnte ihnen unmöglich entkommen. Und doch, als Frick und Frack in das Lager zurückschlichen und sich zusammen mit Max bereit machten, so schnell wie möglich Prince zu erledigen, entdeckten sie, dass das, was sie für Princes Körper hielten, nicht mehr war als ein Haufen Menschenkleidung. Max war außer sich vor Wut. Unmöglich, dass Prince entkommen war! Er hatte auf jeden Atemzug gelauscht, glücklich darüber, dass sie die letzten des Hundes sein würden. Die drei durchsuchten das Lager, gingen zu jedem Schlafplatz, verfolgten Princes Geruch, aber er war nirgendwo zu finden.

Und doch war Prince dort unter ihnen.

Der Tod von Bella und Athena, auch wenn es ein schneller Tod war, ließ die beiden Götter nicht unberührt. Hermes und Apollo schauten hinab auf Athenas leblosen Körper (Frick hatten ihren Hals so leicht gebrochen wie den einer Ratte) und auf Bellas Körper, der mitten auf der Straße lag.

Sie sind glücklich gestorben, sagte Hermes. Ich gewinne.

Du gewinnst nicht, sagte sein Bruder. Die kleine Hündin war völlig verängstigt, und die große war sehr besorgt um ihre Freundin. Sie starben unglücklich.

Du bist nicht fair, sagte Hermes. Ich gebe zu, dass ihre letzten Momente nicht schön waren. Aber bevor sie getötet wurden, hatte keine von beiden so eine Freundschaft gekannt, wie sie sie zusammen erlebten. Sie waren glücklich trotz der Intelligenz, die wir ihnen gaben.

Ich stimme dir zu, sagte Apollo, aber was kann ich tun? Du warst derjenige, der darauf bestand, dass der Tod der entscheidende Moment sein soll. Wir haben uns geeinigt, dass du gewinnst, wenn auch nur eine dieser Kreaturen glücklich stirbt. Im Augenblick ihres Todes waren diese zwei nicht glücklich. Also hast du nicht gewonnen. Aber sieh, Hermes, ich will nicht hören, dass ich dich reingelegt habe, und ich will auch nicht zu Vater gehen. Ich mache dir einen Vorschlag: Da deine Wette nicht so stark wie meine ist, erlaube ich dir, in das Leben dieser Kreaturen einzugreifen. Einmal. Nur einmal. Du kannst machen, was dir gefällt. Aber falls du eingreifst, verdoppelt sich der Wetteinsatz. Der Verlierer muss dem anderen zwei Menschenjahre dienen.

Und du wirst nicht intervenieren?

Warum sollte ich?, fragte Apollo. Diese Tiere fühlen sich unglücklicher, als ich sie machen könnte. Sie werden nicht vergnügt sein, wenn es ans Sterben geht. Aber wenn es dich beruhigt, gebe ich dir mein Wort: Ich werde nicht direkt eingreifen.

Dann nehme ich die Wette an, sagte Hermes.

Und so hatte Prince, während Frick und Frack von ihren Untaten zurückkehrten, einen sehr merkwürdigen Traum. Es begann recht angenehm. Er träumte, er war im Haus seines ersten Besitzers in Ralston (Alberta), in dem sein Geruch dominierte, ein Haus, in dem seine Spielsachen in geheimen Mustern verteilt waren, ein Haus, in dem er jeden Winkel kannte. Er war auf dem Weg in die Küche, angelockt von dem Geräusch der Mäuse, die über den Holzboden huschten, als ein Hund, den er nicht kannte, in seinem Traum erschien. Der seltsame Hund war pechschwarz, nur auf der Brust hatte er einen strahlend blauen Flecken.

Du bist in Gefahr, sagte der Hund.

Der Hund sprach Princes Sprache fehlerlos, ohne Akzent.

Wie schön du sprichst, sagte Prince. Wer bist du?

Es wäre zu schwierig für dich, meinen Namen auszusprechen, sagte der Hund, aber ich bin Hermes, und ich gehöre nicht zu deiner Spezies. Ich bin ein Herr der Herren, und ich will nicht, dass du hier stirbst.

Wo?, fragte Prince.

Und plötzlich war er weit weg von dem Haus seiner Kindheit. Er war im High Park und schaute auf sich hinunter, als er bei den anderen schlief. Er sah, weil Hermes ihn darauf hinwies, dass Max nahe bei ihm lag. Er sah Frick und Frack in das Versteck zurückkehren. Er bemerkte, weil Hermes es so wollte, die Stelle, wo Bella und Athena geschlafen hatten.

Wo ist die große Hündin?, fragte er.

Sie haben sie getötet, sagte Hermes. Sie werden auch dich töten, wenn du bleibst.

Was habe ich getan? fragte Prince. Ich habe niemand herausgefordert.

Es missfällt ihnen, wie du sprichst, sagte Hermes. Wenn du weiterleben möchtest, ist die Flucht deine einzige Wahl.

Aber was bin ich ohne die, die mich verstehen?

Würdest du Worte dem Leben vorziehen?, fragte Hermes. Bedenke, dass deine Art zu sprechen mit dir stirbt, wenn du stirbst. Du musst jetzt aufwachen, Prince. Solange ich hier bin, kann niemand dich sehen oder hören, aber du hast nicht viel Zeit. Komm.

Dann folgte dort das seltsamste Intermezzo in Princes Leben. Er wusste nicht, ob er wach war oder träumte, aber der seltsame Hund hatte seinen geheimen Namen genannt, den Namen, den sein erster Besitzer benutzte: Prince. Sich im Traum von seinem Schlafplatz erhebend, war er noch mit Hermes zusammen und sah sich aufstehen. Er sah Frack, Frick und Max, wie sie nach ihm suchten. Sie liefen vor und neben ihm vorbei, fast durch ihn hindurch. Er konnte kaum der Versuchung widerstehen zu bellen, um sie wissen zu lassen, dass er da war, als ob alles ein Spiel wäre. Aber er bellte nicht. Er folgte Hermes aus dem Versteck und in den High Park. Dort war er plötzlich hellwach, und Hermes war weg.

Prince dachte, er würde vielleicht noch träumen. Er wollte sehen, ob er noch in dem Wäldchen schliefe, die Schuhe neben sich, auf denen er gerne herumkaute. Aber als er sich dem Lager näherte, rannten Max, Frick und Frack heraus. Prince duckte sich auf der Stelle, die Ohren angelegt, den Schwanz eingeklemmt. Die Hunde sahen ihn nicht. Sie rannten weg, aber Prince spürte die Bedrohung, die von ihnen ausging. Er hatte keinen Zweifel, dass, Traum oder nicht, Hermes die Wahrheit gesagt hatte. Die drei waren mordlüstern. Als er sicher war, dass sie ihn nicht wahrnehmen würden, floh er und begann sein Exil in Panik, Angst und Dunkelheit.

Die drei Hunde, die aus dem Waldstück gerannt waren, suchten Atticus. Sie hatten sich geeinigt, Majnoun zusammen anzugreifen. Frustriert von Princes mysteriösem Verschwinden, wollten Max, Frick und Frack nichts anderes, als den schwarzen Hund zu Tode beißen. Atticus wartete auf sie an dem Teich, und sie hetzten, als wollten sie eine läufige Hündin besteigen.

Für Atticus war die Zeit, die er mit Majnoun verbrachte, unangenehm. Denn er verstand Majnoun, und es tat ihm leid, dass der Hund gehen musste. Unter anderen Umständen hätte er Majnoun vielleicht in dem Rudel willkommen geheißen, aber die Dinge waren nun mal, wie sie waren. Atticus rechtfertigte vor sich selbst das, was unabwendbar kommen musste: Ein Rudel brauchte Einheit, und Einheit bedeutete, dass alle die Welt auf die gleiche Weise verstanden oder wenn nicht die Welt, dann zumindest die Regeln. Majnoun war einer, der die neue Art des Denkens, die neue Sprache bereitwillig übernahm. Dieser Hund gehörte nicht zu ihnen.

Schwarzer Hund, sagte Atticus, kann es ein großartigeres Gefühl geben als das der Zugehörigkeit?

Nein, sagte Majnoun.

Und doch, sagte Atticus, befürchte ich manchmal, dass ich dieses Gefühl nicht wieder haben werde, dass ich nie wieder wissen werde, was es heißt, ein Hund unter Hunden zu sein. Dein Denken, schwarzer Hund, es ist ein endloses, totes Feld. Seit der Veränderung bin ich allein mit Gedanken, die ich nicht haben will.

Ich verstehe, sagte Majnoun. Mir geht es genauso. Aber wir müssen es ertragen, weil wir den Dingen in unserem Kopf nicht entrinnen können.

Da bin ich anderer Meinung, sagte Atticus. Mit den anderen zusammen sein heißt frei von sich selbst sein. Es gibt keinen anderen Weg. Wir müssen zu den alten Gewohnheiten zurückkehren.

Wenn wir sie denn finden können, sagte Majnoun.

In dem Moment tauchten Frick, Frack und Max auf. Max sagte:

Die große Hündin ist tot.

Was ist passiert?, fragte Majnoun.

Sie wurde von einem Rudel anderer Hunde angegriffen. Sie sind jetzt in der Nähe unseres Lagers.

Wie viele?, fragte Majnoun.

Viele, sagte Max, aber sie sind nicht so groß wie wir.

Wir müssen unseren Platz verteidigen, sagte Atticus.

Frick und Frack liefen vor Majnoun, Max und Atticus links und rechts neben ihm. Kurz vor dem Waldstück drehten die Brüder sich plötzlich um und attackierten Majnoun ohne Vorwarnung. Max und Atticus machten sofort mit. Die Hunde waren schnell und gnadenlos, und obwohl Majnoun versuchte zu entkommen, hatten sie ihn. Die vier bissen ihn und schlugen ihre Zähne in seine Flanken, seinen Hals, die Sehnen seiner Beine, seinen Bauch und seine Genitalien. Wäre es taghell gewesen, der Anblick des blutenden Hundes hätte die Verschwörer befriedigt. Sie wären vielleicht noch erregter gewesen, so berauschend waren der Geschmack des Blutes und das Adrenalin des Mordens.

Wenn es Tag gewesen wäre und sie etwas weniger aufgeregt gewesen wären, hätten sie sich bestimmt vergewissert, dass Majnoun tot war. Sie fielen über ihn her, bis er keinen Widerstand mehr leistete, bis die Zuckungen seines Körpers aufhörten. Dann ließen sie ihn als vermeintlich tot zurück und liefen in das Wäldchen, um ein neues Leben zu beginnen, das in Wirklichkeit die Obsession war, sie könnten das alte weiterführen.

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